Der krepierte Himmel
Februar 2011

Immersives Theater avant la lettre. Die Happy Few mieten sich in Karlsruhe in die leerstehende Fabrikantenvilla Kolb ein und verwandeln diese in eine begehbare Szenografie über zwei Etagen. Darin mit dem Publikum eingeschlossen lassen sie sieben Spieler*innen, eine Jazz-Band und einige Raketen die temporeiche Geschichte einer Jeunesse dorée erzählen. Rêve générale en plein hiver!

Jeunesse dorée, die

Häufigkeit Jenseits der Top 100 000

Worttrennung Jeu|nesse do|rée

Herkunft französisch, eigentlich = vergoldete Jugend, d. h. reiche junge Leute; nach dem Sturz Robespierres (1758–1794) als Propagandawort der Jakobiner Bezeichnung für die männliche Jugend von Paris, die unter Führung des Politikers und Publizisten L. Fréron (1754–1802) zur Gegenrevolution aufrief.

Der Abend

Der Krepierte Himmel begleitet zwei junge Liebespaare durch die Abendstunden. Sie haben sich im Luxus eingerichtet und sind nun doch auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Leben der Verschwendung. Beobachtet werden die Held*innen des leichten Lebens von den Geistern der Fabrikantenvilla: dem Theaterpublikum, das sich für zweieinhalb Stunden frei durch die Immersion bewegt. 

Als Vorlage dieser Nacht in zwölf Tableaux dient der surrealistische Roman „Das rote Gras“ von Boris Vian. Boris Vian war zweifelsohne der vielseitigste französische Autor des 20. Jahrhunderts. 1920 in einem Vorort von Paris geboren und 1959 in einem Pariser Kinosaal verstorben schrieb er Romane, Krimis und Theaterstücke, war Jazz-Musiker, Chansonier, Produzent, Ingenieur und Mitglied des Collège de Pataphysique.

Die Fabrikantenvilla

Das Kollektiv bespielt zwei Etagen und den Garten der einstigen Fabrikantenvilla Kolb. Dazu richtet es die Villa für ihre vier Bewohner, deren Hund und die Haushälterin ein mit einem Empfangsraum und einer Hausbar, mit Speisesaal, Liebesnest, Maschinenwerkstatt und indochinesischer Kellerspelunke. Et voilà, es entsteht ein Parcours für ein theatrales und multimediales Spiel der Gleichzeitigkeit.

https://vimeo.com/27112477

Eine Nacht in zwölf Tableaux

Erstens:
Der Ingenieur Wolf baut eine Maschine, die seine Erinnerungen zerstören soll…

Zweitens: 
Eine theatrale Immersion nach Texten von Boris Vian, mit Projektionsmaschine und kitschigem Interieur.

Drittens: 
Mit Senator Dupont, Verzerrungen, Matrosen, dem tanzenden Eingeborenen, Liebelei.

Siebtens:
Boris Vian, geboren 1920 und gestorben in einem Pariser Kinosaal, war Chansonier, Ingenieur, Romancier, Jazzkritiker und Pataphysiker.

Neuntens: 
Das Leben ist leer und nicht traurig beim Warten – für Wolf.

Zehntens: 
Für Lazuli ist es überschäumend und nicht qualifizierbar. Für Lil folgenreich. Folavril denkt nicht, lebt einfach nur, und sie ist sanft.

Letztlich: 
Eine Geschichte in zwölf Tableaux, wobei die Beweiskraft des Stückes auf der Tatsache beruht, dass die Geschichte vollkommen wahr ist, weil sie von Anfang bis Ende erfunden wurde. Ihre Sichtbarmachung geschah im Wesentlichen dadurch, dass eine Realität bei feuchtwarmer Atmosphäre auf eine unregelmäßig gewellte, Verzerrungen erzeugende Fläche projiziert wurde.

Feuerwerk

La fin du rêve!

Die Happy Few
„Der krepierte Himmel – rêve générale en plein hiver“
19. – 23. Februar 2011, 20.00 Uhr
Villa Kolb
Gellertstraße 12, 76185 Karlsruhe
Konzept und Produktion: Die Happy Few

Gefördert von Kulturbüro der Stadt Karlsruhe, Haus&Grund Verwaltung GmbH Karlsruhe und HfG Karlsruhe

Mit: Christine Beggel, Jana Bloechle, Damian Maria Domes, Sarah Götz, Robert Hamacher, Heidi Herzig, Oliver Jelko, Kristina Kilian, Julia Laube, David Loscher, Pia Matthes, David Schnaegelberger, Patrick Schneider, Vincent Schneider, Thorsten Schwanninger, Lisa Stöckel, Barbara Trost, Christian Vulpus und Clara Wuigk

Termine

Kein Gott, kein Staat, kein Arbeitsvertrag.

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